Marek Gawel - Wir setzen ein Ausrufezeichen in der Region
"Liebe was du tust und tue was du liebst" - diesen Leitsatz hat sich Geschäftsführer Marek Gawel groß in den frisch renovierten Eingangsbereich seines im Jahr 2020 übernommenen Hotel & Hostels "Das Ebertor" in Boppard am Rhein geschrieben, denn Liebe und Leidenschaft sind unverkennbar die Triebfeder seines Tuns. Marek Gawel begeistert mit stets neuen Ideen.
Zur Hotelgruppe der Familie Gawel zählt neben dem Apartmenthotel "Résidence Bellevue" mit 20 Wohneinheiten das renommierte 4-Sterne "Bellevue Rheinhotel". Hier besteht eine 30-jährige Geschäftsbeziehung mit der Bitburger Braugruppe. Zum Ausschank kommen neben Bitburger unter anderem König Pilsener, Benediktiner Weißbier, Köstritzer, Kandi Malz und Gerolsteiner Mineralwasser.
Im Juni 2021 erschien sein Buch "Die erfolgreiche Betriebsübergabe".
Sein jüngstes Projekt: die Inbetriebnahme und Etablierung des Biergartens auf dem Gelände des "Hotels Ebertor".
Interview mit Marek Gawel
Herr Gawel, ihre Betriebe in Boppard befinden sich im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Fallen ihnen durch diesen Status förmlich "die Leute ins Haus"?
Natürlich ist die Umgebung schon immer ein Anziehungspunkt für Urlauber aus dem In- und Ausland gewesen. Und spätestens seit Corona und den damit einhergehenden Reise-Einschränkungen ist Deutschland als attraktives Ziel für viele Einheimische nochmals näher in den Fokus gerückt.
Allerdings: Gäste sind heute anspruchsvoller als jemals zuvor. Wer die Möglichkeit hat, bis in den letzten Winkel der Erde zu reisen, erwartet das, was er dort vorfindet auch in seiner heimischen Urlaubsregion – sowohl vom gastronomischen Angebot her als auch von Unterkunft und Servicequalität.
Im Ebertor setzen wir von daher bewusst mit unserem "i-Hostel"-Konzept einerseits auf die junge und mobile Generation der Back-Packer als auch auf Gäste mit dem Verlangen nach einer Unterkunft in der Superior Variante. Kulinarisch reagieren wir in unserer Gastronomie entsprechend auf die divergierenden Gästebedürfnisse: vom Grillen auf der Terrasse bis hin zum Mehr-Gänge-Menue im Fine-Dining-Bereich können wir die gesamte Palette anbieten. Flexibilität ist das Gebot der Stunde.
Sie erwähnen hier das "i-Hostel". Was hat es damit genau auf sich?
Die Idee eines Hotel-Hybrid-Konzeptes ist aus meiner Masterarbeit heraus entstanden.
Es steht für die Strategie und Möglichkeit, einen existierenden Betrieb im ländlichen Raum für die Zukunft fit zu machen, indem man mehrere Hoteltypen in einer Hybridlösung unter einem Dach vereint. Das Konzept haben wir erfolgreich in unserem Hotel Ebertor implementiert. In unseren Betrieben können wir somit jetzt die gesamte Bandbreite im Übernachtungssegment abdecken.
Neben den aktuellen Renovierungen im Hotelbereich des Ebertors ist im September 2021 der neue Biergarten dort eröffnet worden. Was macht ihn besonders und worauf haben sie bei der Planung Wert gelegt?
Unser Biergarten hat eine Kapazität von mehr als 300 Sitzplätzen und reicht über mehrere Ebenen bis zum Rhein hinunter. Damit ist es die größte gastronomisch genutzte Terrassenanlage am Rhein zwischen Koblenz und Bingen. Ein Projekt dieser Art erfordert sowohl betriebswirtschaftliche als auch planerische Kompetenz. Hierbei war mir die Konzeptfabrik der Bitburger Braugruppe unter Leitung von Stefan Kootz ein wichtiger Partner bei der Planung und Ausführung.
Die Zeiten sind ja vorbei, wo einfache Bierzeltgarnituren und genügend Service-Personal die Gästebedürfnisse im Outdoor-Bereich befriedigen – und so wurde gemeinsam eine trag- und zukunftsfähige Konzeption erstellt. Neben einer attraktiven Outdoorküche und einer Getränkeausgabe-Station mit den entsprechenden Lagermöglichkeiten ist so nun auch eine 6 Meter lange Theke entstanden. Bei den Sitzbereichen haben wir uns für einen abwechslungsreichen Mix aus klassischer Sitzgarnitur, Schaukel-Elementen, einer gemütlichen Lounge-Area bis hin zu Liegestühlen entschieden. Abgrenzende Bepflanzungszonen wurden bei der Planung mitberücksichtigt und bilden attraktive Blickfänge.
Aufgrund dieser zeitgemäßen und durchdachten Outdoorlösung haben wir nun zudem eine ansprechende Location für Events mit überregionalen DJ's, Motto-Partys und Live-Bands. Das Angebot eines "Bierdiploms" mit Verkostungen von 6 Bieren der Bitburger Braugruppe ist besonders bei Gruppen beliebt und hält uns im Gespräch. Unser erstes Bopparder Bierfestival im Herbst war ebenfalls ein voller Erfolg. Mit dieser bis ins Detail geplanten Ausrichtung innerhalb eines klassischen Weinanbaugebietes entlang des Rheins setzen wir hier ganz deutlich ein Ausrufezeichen in der Region.
Herr Gawel, ein sensibles Thema in der Gastronomie und Hotellerie ist das Thema "Mitarbeiter" geworden. Wie steuern sie als Profi die Bereiche Mitarbeitersuche und Mitarbeiter-Bindung?
In Mitarbeiter zu investieren, heißt für mich in die Zukunft des eigenen Unternehmens zu investieren.
Bedenkt man, dass nach neuesten Auswertungen bis 2030 in den Dienstleistungsbranchen voraussichtlich 4 Mio. Arbeitskräfte fehlen werden, ist hier ein Reagieren zu einem absoluten Muss geworden. Seit Generationen investieren wir in eine hervorragende Ausbildung innerhalb unserer Betriebe. Diese Qualität spiegelt sich unter anderem an den zahlreichen Auszeichnungen unserer Auszubildenen wider. Bereits im Jahr 2018 konnten wir zudem nach mehrmonatiger Bauphase unser neues Mitarbeiterrestaurant "Le Team" im Bellevue Rheinhotel eröffnen. Modernes Design und Wohlfühlatmosphäre waren uns bei der Konzeption ein besonderes Anliegen. Mitarbeiterwohnungen mit einem hohen Standard hinsichtlich Ausstattung und Technik sind für uns ebenfalls ein Selbstverständnis – allein aus dem Gedanken heraus: zufriedene Mitarbeiter bedeuten auch zufriedene Gäste.
Ein weiteres Thema: ihr neues Buch "Die erfolgreiche Betriebsübergabe. Ein Praxisratgeber für die Übergabe im Familienbetrieb in Hotellerie und Gastronomie". Wie kam es dazu?
Anfang 2020 habe ich von meiner Tante das Hotel Ebertor gekauft. Natürlich war es eine ganz besondere Herausforderung mitten in der Pandemie einen Übergabeprozess zu bewerkstelligen. Erfolgreich, so habe ich als Fazit für mich festgestellt, wird eine Übergabe durch die Summe der vermeidbaren Fehler. Hier kann ich jedem Betroffenen nur raten, sich sehr präzise und früh genug vorzubereiten – sei es bei einer Übernahme und Übergabe innerhalb der Familie, wie in unserem Fall oder auch bei Übergaben an externe neue Betreiber. Mein Buch, so denke ich, wird sicherlich vielseitige Hilfe bieten können.
Herr Gawel, herzlichen Dank für ihre Ausführungen. Haben Sie abschließend noch ein unternehmerisches Fazit – neben dem anfangs erwähnten Leitsatz "Liebe was du tust und tue was du liebst"?
Ja. Trotz aller Visionen sollte man als Unternehmer – auch oder sogar besonders - in nicht einfachen Zeiten klare Kante zeigen und zukunftsorientiert über Generationen hinweg denken und handeln. Das zeichnet Familienbetriebe aus, denn sie denken nicht an Shareholder Value sondern stellen das Team und die nächste Generation in den Mittelpunkt ihres Wirkens.