Das Bickendorfer Büdchen – ein stimmiges Konzept, das ankommt
Wo sich früher mindestens eine gut besuchte Kneipe in jedem Ort fand, kommt heutzutage auf rund fünf Orte gerade mal eine Lokalität, in der man unter der Woche oder am Wochenende ein gepflegtes Bier trinken kann.
Hohe Ansprüche an die Qualität
Für Dietmar Tures und Jens Bisenius ist klar: Wer am Personal spart, spart am falschen Ende. Beiden ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiter gut aufgehoben fühlen und vor allem auch gut geschult sind. Nur ein perfekt gezapftes Bitburger Premium Pils schafft es im Bickendorfer Büdchen über die Theke. Ein Qualitätsanspruch, der auch bei den Gästen gut ankommt und für viele wiederkehrende Besucher sorgt. Und auch durch die strengen Corona-Regelungen lassen sich die beiden Geschäftsführer nicht ausbremsen und schaffen es mit neuen Ideen und Investitionen, etwa der Bestuhlung des Außenbereichs oder der Anschaffung einer Be- und Entlüftungsanlage, eine sichere Umgebung für ihre Gäste zu schaffen.
Interview mit Inhaber Dietmar Tures
Wie lange gibt es das Bickendorfer Büdchen schon?
Das Bickendorfer Büdchen gibt es seit April 2019. Am Wochenende vom 27./ 28. April 2019 haben wir eröffnet.
Betreiben Sie das Objekt allein oder zusammen mit anderen Personen bzw. als Verein?
Wir betreiben das Bickendorfer Büdchen zu zweit, Jens Bisenius und ich. Wir betreiben es allerdings nebenberuflich. Ich bin (Dietmar Tures) neben dem Büdchen auch noch als Bürgermeister in Bickendorf ehrenamtlich engagiert und betreibe die Firma turide GmbH im Veranstaltungsmanagement. Mein Geschäftspartner ist Jens Bisenius, der hauptberuflich im Transportgewerbe eine eigene Firma mit ca. 50 Mitarbeitern betreibt.
Warum haben Sie sich entschieden, dieses Objekt zu betreiben?
Für die Gastronomie musst du geboren sein. Man muss einfach dafür leben. Wir spielen gerne ab und an den Animateur und sorgen für gute Stimmung vor Ort. Das macht uns einfach Spaß und wir wollten unbedingt wieder eine Kneipe im Ort haben.
Haben Sie das Objekt neu gebaut oder ein vorheriges übernommen?
Das Objekt wurde vorher nicht als Kneipe oder gastronomisches Objekt genutzt, sondern 1965 als Schaltstation der Telekom errichtet und von 1998 bis 2018 als Proberaum der Bickendorfer Band Stagefright genutzt. Es musste daher komplett neu hergerichtet werden.
Gab es beim Umbau viele bürokratische Hürden zu überwinden?
Wir haben ein Jahr für den Umbau benötigt und wirklich viel Arbeit ins Bickendorfer Büdchen gesteckt. Dabei haben wir auch vieles selbst gemacht. Die ganzen behördlichen Auflagen zu erfüllen und auch der Umgang mit den Behörden waren sehr arbeitsintensiv. Wir kennen nun die Vorschriften genau und richten uns natürlich danach, es gibt allerdings sehr viele Auflagen und Vorschriften und das bedeutet viel Arbeit. Wir hatten ursprünglich geplant, 20.000 Euro in den Umbau zu investieren. Am Ende haben wir einen sechsstelligen Betrag ausgegeben. Wir haben allerdings auch in eine sehr hochwertige, einzigartige Einrichtung investiert, das merken die Gäste. Abgesehen von den ganzen Auflagen hat es uns aber wirklich großen Spaß gemacht, das Objekt herzurichten.
Wie gestaltet sich die Personalsituation?
Wir hatten bisher keine Probleme, gutes Personal zu finden. Wir bezahlen sehr gut und behandeln unsere Mitarbeiter sehr gut. Ich hatte mich damals mit Jens abgesprochen und wir haben uns entschieden, dass ich mich um das Personal kümmere. Unsere Bedienung macht einen hervorragenden Job und kennt auch ihre Gäste. Bei uns arbeiten auch viele Studentinnen als Aushilfen. Wir geben ihnen aber nicht das Gefühl, "nur" Aushilfen zu sein, sie sind Teil unseres wichtigen 17-köpfigen Teams. Durch die jährlichen Teamausflüge versuchen wir, eine gute Atmosphäre im Team zu schaffen und zu halten. So sind wir z. B. im vergangenen Jahr mit einem Partybus einige unserer Gastronomiekollegen in der Region abgefahren und haben bei ihnen Party gemacht.
Als wir das Bickendorfer Büdchen eröffnet haben, waren die Mitarbeiter noch teilweise nervös, wenn ich an der Theke mitgeholfen habe. Da bin ich schon mal etwas streng, was die Qualität unseres Bieres für die Gäste angeht. Wenn es nicht perfekt gezapft ist, wird es nicht rausgegeben. So mussten sich eben alle an die Vorgaben von uns für ein perfekt gezapftes Bier halten. Damit möchte ich nicht sagen, dass andere Kneipen das nicht können, wir möchten eben, dass alle 17 Mitarbeiter versuchen, es gleich zu machen, um die Qualität mit den verbundenen Hygieneanforderungen für alle gleich zu halten. Dafür haben wir ja auch die zwei Kurse "Erfolgsfaktor Bierqualität" im Symposium Bier der Bitburger besucht – mit Abschluss "Botschafter exzellenter Bierqualität".
"Für die Gastronomie musst du geboren sein. Man muss einfach dafür leben. Wir spielen gerne ab und an den Animateur und sorgen für gute Stimmung vor Ort. Das macht uns einfach Spaß und wir wollten unbedingt wieder eine Kneipe im Ort haben."
Wir arbeiten mit einem Online-Schichtplaner. Hier können sich unsere Mitarbeiter für die Arbeitsschichten bewerben und ich teile das dann entsprechend ein. Selbst über die Weihnachtsfeiertage hatten wir keine Personalprobleme.
Wie gehen Sie mit den behördlichen Auflagen um?
Wir kennen die behördlichen Auflagen und Gesetze genau und halten uns auch daran. Wir achten auch sehr auf die Arbeitszeiten unserer Mitarbeiter, um da auch die Vorschriften und Gesetze zu erfüllen. Es gibt auch einige vorgeschriebene Lehrgänge, die wir und die Mitarbeiter machen müssen (z. B. Arbeitssicherheit, Hygienelehrgänge, Spielautomaten, …). Da ist schon immer einiges zu tun.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Worauf legen Sie in Ihrer Gaststätte besonders viel Wert?
Wir bieten einfach ein stimmiges, passendes Konzept an. Wir haben zwei Spielautomaten und darüber hinaus können die Gäste hier noch Darts spielen oder kickern. Natürlich haben wir auch zwei gut platzierte TV mit Sky. Neben Getränken haben wir einfache Snacks im Angebot, die wir schnell zubereiten können und für die es keine große Küche braucht (z. B. Pizzen, Flammkuchen, Mozzarella-Sticks).
Wir legen viel Wert auf eine qualitativ hochwertige, ordentliche Ausstattung. Da wir eine Raucherkneipe sind, ist eine umfangreiche Be- und Entlüftungsanlage angeschafft worden. Der Kunde möchte unserer Meinung nach eine gute Qualität und möchte sich wohlfühlen.
Wir spielen ab und zu auch mal die Musik etwas lauter ab und tanzen auch mal auf den Tischen oder Bänken. Es macht einfach Spaß, mit den Gästen Party zu machen.
Welche Öffnungszeiten bieten Sie an? Hat sich das im Zeitverlauf geändert?
Früher war es üblich, dass die Gäste zum Frühshoppen am Sonntag kamen. Das haben wir probiert, da war aber selten viel los. Ich glaube, dass der Frühschoppen nicht so gut zu unseren Gästen passt. Montags haben wir geschlossen. Von Dienstag bis Donnerstag haben wir von 17 Uhr bis 01 Uhr geöffnet. Freitag von 16 Uhr an bis 02 Uhr und samstags von 14 Uhr bis 03 Uhr. Am Sonntag von 15 Uhr bis 01 Uhr. Die Gäste bleiben häufig auch länger, es wird öfter auch mal 05 Uhr oder 06 Uhr.
Wie lassen sich diese Arbeitszeiten mit dem Privatleben/ der Familie vereinbaren?
Ich habe eine wunderbare und verständnisvolle Frau und ein Kind. Ich kenne es aus meiner Kindheit, dass mein Vater viel arbeiten war. Ich habe ihn trotzdem nicht weniger geliebt. So ist es bei mir auch. Ich gehöre nicht zu den Helikoptereltern, die ihre Kinder überall hinfahren und mit übertriebenem Ehrgeiz zu Superhelden erziehen möchten, sondern sie sollen selbstständig sein und ihre Kindheit genießen. Natürlich ist es eine Herausforderung, für alle da zu sein, aber ich glaube, es ist mir bisher halbwegs gelungen.
Das Bickendorfer Büdchen läuft gut und wir sind zufrieden. Wir sind mittlerweile nicht mehr so oft selbst hinter der Theke anzutreffen, da Gastronomie wirklich ein Knochenjob ist, den man nicht mal eben nebenbei macht. Dennoch müssen viele andere Sachen geklärt werden wie z. B. Personalangelegenheiten, Bestellungen…
Welches Publikum ist Ihre Zielgruppe? Haben Sie viele Stammkunden?
Wir haben mittlerweile ein relativ großes Einzugsgebiet und dadurch entsprechend viele Gäste. Hier ist alles dabei – von 18 bis 85 Jahren. Es gibt, ehrlich gesagt, auch nur wenige Alternativen in der näheren Umgebung. Die Kollegen schließen ihre Gastronomie und wo früher drei Kneipen im Ort waren, ist es jetzt für fast für fünf Orte eine Kneipe. Für eine kleine Kneipe verkaufen wir schon einiges an Bier. Unser Bier ist eben top gezapft, das spricht sich rum. Wir haben schon einige Stammgäste hier, aber kann man nach dieser kurzen Zeit von echten Stammgästen sprechen?
Bieten Sie viele Veranstaltungen/ sonstige Angebote an? Wie wird das angenommen?
Bisher mussten wir noch nicht viel Marketing betreiben. An sich wäre das mein Fachgebiet. Unsere Gäste müssen 18 Jahre oder älter sein. Wir begrüßen den Besuch von den jungen Leuten, denn das sind die Gäste, die hoffentlich später als Erwachsene auch regelmäßig kommen werden, wenn sie älter sind.
Beispielsweise hatten wir hier schon ein Kickerturnier. Das hatte ein gutes Flair. Ansonsten hatten wir Dartturniere, Fifa WM Playstation Turniere oder planen jetzt noch auf Wunsch unserer Gäste ein "Schocken" Turnier. Natürlich hören wir auch auf unsere Gäste und denken über ihre Vorschläge nach.
Haben Sie ein umfangreiches Angebot an Speisen/ Getränken oder lieber wenige ausgewählte Speisen/ Getränke bzw. eine wechselnde Karte?
Wir bieten kleinere Sachen an, die sogenannte TK-Ware, diese aber ausschließlich von hochwertigen Anbietern. Hierfür haben wir ein sogenanntes Schnellgarsystem (Turboofen) angeschafft, der in sehr kurzer Zeit die Snacks aufwärmt. Wir bieten zwar nur TK-Ware an, dafür aber sehr hochwertige, das schmecken die Gäste.
"Die Zusammenarbeit mit der Konzeptfabrik war sehr partnerschaftlich und wir haben eine prima Unterstützung gehabt."
Wie läuft Ihr Objekt? Warum läuft es gut? Was läuft weniger gut?
Unser Bickendorfer Büdchen läuft gut. So wie es jetzt läuft, kann man auch davon leben. Es gibt eigentlich nichts, was wir im Moment besser oder anders machen würden. Ich mag es lieber klein und voll statt zu groß. Wir sind einfach zufrieden.
Würden Sie diesen Weg nochmal gehen? Hat es sich wirtschaftlich für Sie gelohnt?
Solange es weiter so läuft wie bisher, machen wir weiter.
Was würden Sie anderen raten, wenn sie überlegen, ein Objekt im ländlichen Gebiet zu eröffnen oder zu übernehmen?
Wir haben die regionale Bindung genutzt, das hilft natürlich. Man sollte seine Zielgruppe festlegen und die Angebote entsprechend anpassen. Auch das Umfeld sollte man kennen und wissen, was gewünscht wird (z. B. darf man bei uns rauchen und es gibt Spieleautomaten). Trotzdem ist gute Qualität und Sauberkeit sehr wichtig. Wir machen da keine Kompromisse. Und man muss dafür leben und sich einsetzen. Personal ist natürlich auch sehr wichtig, da muss man auf eine gute Bezahlung achten und auf ein gutes Teamgefühl. Wenn das Personal zufrieden ist, bleibt es auch und ist freundlicher zu den Gästen. Das wirkt sich auf die ganze Stimmung vor Ort und auf die Gäste aus. Wir drängen uns als Inhaber den Gästen auch nicht auf, trotzdem begrüßen wir, wenn möglich, jeden Gast persönlich.
Wie bewerten Sie die Services der Bitburger Braugruppe? Gibt es Verbesserungsvorschläge?
Die Zusammenarbeit mit der Konzeptfabrik war sehr partnerschaftlich und wir haben eine prima Unterstützung gehabt. Viele Ideen haben wir auch umgesetzt.
Wo sehen Sie Ihre Gaststätte in fünf Jahren?
Wir haben die Wiese vor unserer Tür gekauft und wollten dort eine Almhütte hinstellen. Das hat sich aber erstmal erledigt, da die Auflagen zu hoch waren. Viele Gutachten hätten nochmal neu erstellt werden müssen, obwohl sie ja fürs Büdchen schon da waren. Daher haben wir das Konzept erstmal verworfen.
Insgesamt wollen wir gerne die Terrasse und die Außenanlage noch mehr aufbauen für weitere Events. Vor allem im Sommer wäre ein Zelt für größere Veranstaltungen schön.